Jetzt haben wir die Scheiße!
Die Umverteilung von Arm nach Reich ist nicht von der Hand zu weisen. Die Aufregung darüber und der Widerstand dagegen werden immer größer. Dabei sind wir aber selbst nicht ganz unschuldig daran. Ich schreibe tatsächlich wir! Denn im Grunde haben wir viel dafür getan, dass es so gekommen ist und jetzt haben wir die Scheiße und der Kessel ist am brodeln.
Ja ja, die reichen Bonzen und großen Konzerne sind schuld. Die Kapitalisten sowieso und das ganze Politiker Gesocks erst recht. Nur wer ist nicht schuld? Natürlich wir selbst, alleine wohl schon deswegen, weil wir Meister darin sind, anderen die Schuld zu geben. Nörgeln kann man in hiesigen geographischen Breitengraden sowieso am besten, dafür sind wir bekannt. Ich denke, es ist an der Zeit, da sollte man mal gründlich in sich gehen und schauen, woran man denn selbst seinen Teil beigetragen hat.
Haben wir etwas gegen immer billigere Produkte getan? Nein, haben wir nicht und das ist die Wahrheit, für mich jedenfalls. Ich schließe mich da durchaus mit ein. Nur ich habe darüber nachgedacht und versuche durchaus, im Rahmen meiner Möglichkeiten, bewusster einzukaufen. Ich höre jetzt schon den Aufschrei. „Was will der Typ uns sagen, wir können uns doch aber keine teuren Sachen mehr leisten. Wir haben ja immer weniger Geld und die Reichen immer mehr.“ Man könnte aber auch mal kurz durchatmen und wirklich anfangen zu denken, bevor man in Schnappatmung verfällt. Zum Beispiel, die Inhaber dieser beschissenen Billigketten machen ihren Gewinn auf Kosten anderer Menschen. Und du Vollidiot unterstützt sie auch noch, in dem du dort den billigen Müll kaufst, den der sogenannte Unternehmer vorher noch billiger eingekauft hat. Du gibst deinen Anteil dazu, billige Arbeitskräfte zu fördern, sowohl am Kaufstandort als auch da, wo der Scheiß hergestellt wird.
Nächster Punkt: Man will uns ja was erzählen von Fachkräftemangel, was ich, nebenbei gesagt, für den größten Bullshit halte, den viele Leute auch noch glauben. Dabei könnte man das mit wenig Fantasie auch als die Schlafbrille bezeichnen, die uns blind für das eigentliche Problem macht. Schlafen ist ja auch viel schöner, als etwas tun zu müssen. Fakt ist, der technologische Fortschritt in Kombination mit mangelnder sozialer Verantwortung und Geldgier ist das Problem. Nein, ich ziehe jetzt keine Verbindung zu den billigen Produkten von oben, auch wenn das problemlos möglich wäre. Denn, statt die frei gewordenen Kapazitäten sozialverantwortlich zu nutzen und für diese Menschen neue Möglichkeiten der Beschäftigung zu entwickeln, werden die Stellen einfach gestrichen. Macht das Produkt billiger, sorgt für mehr Umsatz und Gewinn. Funktioniert solange, bis der Tänzer, also unser System, das Gleichgewicht verliert und wir, nicht die Bonzen im Unternehmen, richtig auf die Schnauze fliegen. Und? Was haben wir gegen diese Entwicklung getan? Richtig, so gut wie nichts! Da haben wir die Scheiße wieder, nichts tun bringt auch nichts!
Man ist sich selbst am nächsten, besonders dann, wenn es um’s Geld geht. Da hört nicht nur die Freundschaft auf, sondern fängt die Nächstenliebe gleich gar nicht mehr an. Womit wir bei Punkt 3 angekommen sind. Wer geht denn da auf die Straße für mehr Geld? Mitglieder großer Gewerkschaften, deren Jobs doch meistens recht gut bezahlt sind. Oder Beamte, deren „Arsch“ nicht fett genug sein kann, Menschen im öffentlichen Dienst, die mehr als genug verdienen, sehr oft jedenfalls. Und wofür gehen die auf die Straße? Richtig, für noch mehr Schotter in den eigenen Taschen. Nicht etwa für die Menschen, die gar keine Gewerkschaft haben. Oder dafür, dass ihre Unternehmensführer neue Jobs schaffen. Wer würde schon auf 50 Euro pro Monat mehr verzichten, wenn er anderen Menschen damit einen Job verschaffen könnte. Was hat das Streiken für mehr Kohle mit der Verteilung von Arm und Reich zu tun? Ganz einfach, euren Gurus aus der Chefetage müssen dann neue Ideen einfallen, wie man wieder Stellen abschaffen kann. Denn der Gewinn darf nicht kleiner werden, machen werden die ihn sowieso. Und was haben wir dann? Wieder mehr Menschen, die noch weniger verdienen! Wäre es da nicht besser, mal für andere Menschen zu streiken und zu demonstrieren? Quasi gemeinsam einstehen, für eine bessere, gemeinsame Welt. Ich denke, so schließt man Freundschaften, die von Herzen kommen. Die auch halten, wenn der Geldfluss abreist.
Diese Gedanken hier, sind nur wenige von vielen und sicher auch nicht immer zu Ende gedacht. Kotzen könnte man in diesen Zeiten ja eh immer mehr. Recht hat derjenige, der jetzt antwortet: „Billiges Essen gibt es ja zur Genüge.“ Die Frage ist nur, wer will ersteres wirklich? Ich finde aber, das Denken sollten wir schon gelegentlich mal ausüben. Besonders jetzt, wo wir die Scheiße haben und die Kacke kurz vorm überkochen ist, wäre es an der Zeit etwas zu tun. Und tun bedeutet, sich auch mal selbst in den Arsch zu treten. Handeln bedeutet auch, nach Lösungen zu suchen, diese auszuarbeiten und gemeinsam zu verbessern. Das ein solcher Prozess nicht einfach wird, ist selbstverständlich. Vor allem, weil wir solange blind waren!