Zersplitterung des Landes

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Das Jahr 2016 war gesellschaftlich gesehen das Jahr in dem die Zersplitterung nicht mehr zu übersehen war, ok, eigentlich war sie das schon vorher. Der Anfang dieses Prozesses liegt allerdings schon viel weiter zurück. In den letzten Jahren sind die unterschiedlichsten Bewegungen stark geworden, jede mit mehr oder weniger starken Unterschieden, was die Themen angeht. Ein paar Beispiele, die gemeint sind: AFD, Antifa, Pegida, Königreich Deutschland, die Identitäre Bewegung und viele weitere Gruppen.
Die Flüchtlingskrise, die Wirtschaftskrise, die Blauäugigkeit von Menschen, die oberflächliche Herangehensweise vieler haben diesen Gruppen erst eine Grundlage gegeben. Die Medien haben ihr Bestes dazu beigetragen. Oft denke ich beim Lesen von Artikeln, je einseitiger und extremer die Ansichten sind, umso besser lässt sich die Aufmerksamkeit der Leserschaft gewinnen. Natürlich haben auch nicht wenige von uns diesen Scheiß unreflektiert konsumiert.

Daraus resultiert in meinen Augen, dass viele Menschen, die eine neutrale und auch durchdachte Meinung zu etwas haben, oft in eine von beiden Ecken, linksextrem oder rechtsextrem gedrückt werden. Einfach weil ja nur eines zu gehen scheint. Entweder du bist eine „linksextreme Sau“ oder eben eine „rechtsextreme Sau“. Die Mitte ist ja langweilig, da muss man ja nachdenken, gar Dinge über den Tellerrand hinaus betrachten oder statt zu labern auch mal etwas tun, dass am Ende wirklich funktioniert.

Ursachen

Natürlich sind die Ursachen viel umfangreicher und im Detail kann ich sie in einem Blogbeitrag wohl kaum verfassen. Ich habe aber ein paar (spontane) Gedanken dazu festgehalten. Ich denke, darüber lässt es sich in Zukunft durchaus noch vertieft schreiben.

Das System: In meinem letzten Blogbeitrag „Scheiße für die Massen“ hatte ich einige Ursachen wie Krankenkassensystem, Bürokratie, Unterhalt und Überwachung schon angesprochen. Im Grunde sehe ich ein Land voller Bürokratie und Regeln, die kaum noch einer versteht und überblicken kann. Überall lauern auf die Bürger riesige „Fettnäpfchen“, in die man fast zwangsweise treten muss. Wer was aufbauen, in seinem Leben etwas solides erreichen will, muss erst mal durch diesen Sumpf durch. Das es dabei kaum noch jemand schafft, zumindest von einem Napf erst mal nicht aufgehalten zu werden, spricht für sich. Das wichtige Gefühl von Freiheit in jeglicher Form sinkt auf gefühlte 0 Grad herab, es ist bei immer mehr Menschen einfach nicht mehr vorhanden.

Gier: Der Kapitalismus hat eines geschafft, hast du Geld biste was, hast du keines biste nichts. Verdienste Geld und musst alles abdrücken, biste auch nichts. Oder anders gesagt, Geld und Besitz ist extrem stark in unseren Mittelpunkt verankert worden. Klar, es gibt mittlerweile Vieles zu Spottpreisen, das zu niedrigsten Löhnen hergestellt worden ist und wenige solide Dinge, die sich kaum noch einer leisten kann. Immer noch verdienen ausreichend Menschen ordentliches Geld, was auch der Grund ist, dass es auf den Straßen noch relativ ruhig zugeht. Aber auch immer mehr Menschen merken, dass sie immer mehr zahlen sollen und am Ende des Monats dann weniger übrig bleibt, egal wieviel sie arbeiten. Schon jetzt wird es lauter und unruhiger auf den Straßen. Noch kaufen wir jeden Bullshit und zahlen ohne zu hinterfragen: Wofür eigentlich unser Geld draufgeht? Auch konzentriert sich das Angebot am Markt immer mehr bei großen Firmen und Konzernen, in meinen Augen auch ein Punkt, warum die Schere zwischen Arm und Reich immer größer wird. Thema: Wer verdient wirklich und gibt eigentlich was zurück?

Politisch Korrekt: Man kann Einstellungen, Dinge usw. tolerieren, mache ich auch, solange es keinem schadet. Doch mittlerweile konzentrieren wir uns so sehr auf jede noch so kleine Minderheit, die gefördert, unterstützt werden muss und gegen die man gefälligst nichts zu sagen hat. Das geht soweit, dass, wenn diese Minderheiten, die definitiv nicht dem allgemeinen entsprechen, für seine Taten kritisiert, dass man automatisch homophop, islamophop, Faschist oder einfach nur ein Arsch ist. Denn Toleranz ist in meinen Augen, Meinungen zu akzeptieren, die nicht der eigenen Sichtweise entsprechen, man es dabei bewenden lässt und sich auch das nicht aufdrängen lassen muss. So funktioniert Toleranz, ich muss nicht alles gut finden, demjenigen nichts schlechtes wünschen und gehe meiner Wege oder komme eben auch mit einer solch anderen Meinung aus. Das sollte jedenfalls auf Gegenseitigkeit beruhen. Doch wer heutzutage nicht zustimmt und mit seiner Meinung auch noch ins Blickfeld der Medien und Aktivisten gerät, der ist dann eben eines der oben oder auch anderen schlechten Menschen.

Informations Überfluss: Und zwar so stark, dass das Hirn bombardiert worden ist mit dem oberflächlichsten und belanglosesten Mist, dass es danach keine Lust mehr hat, die Dinge auch zu hinterfragen. Ganz zu schweigen von den vielen „Spielregeln“, auch Gesetze genannt, da muss doch jeder Mensch irgendwann kapitulieren oder zumindest grundsätzlich total verblöden. Statt situationsbedingtem, gesunden Menschenverstand braucht es halt scheinbar für jede noch so kleine Kleinigkeit eine Ausnahme oder ein Gesetz. Dieser Überfluss und aufpassen zu müssen, ja keine „Spielregel“ zu verletzen, garniert mit Bürokratie, die keiner versteht ohne mehrjähriges Studium eben dieser, sorgen für Stillstand in den Köpfen. Nach der Arbeit (und auch während dessen) sorgt der ständige seichte Infofluss dafür, dass wir schön abgelenkt sind. Vor allem davon, was wirklich wichtig wäre und davon, was man erreichen könnte. Gesetze und Bürokratie, die keiner versteht lassen wohl viele dann endgültig ihre Ideen und Träume aufgeben. In Kombination mit: „Haste nix, biste nix“ ist das tödlich für die Weiterentwicklung einer Gesellschaft.

Ignoranz der Veränderung: Seit Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnten, kann man beobachten, dass, je weiter die technische Entwicklung voranschreitet, desto weniger Jobs gibt es. Das bedeutet aber nicht, dass es weniger zu tun gebe, sondern, dass sich dadurch eigentlich neue Chancen auftun. Jedenfalls dann, wenn man sich nicht wie ein Affe am Bestehenden festklammert. Wir könnten uns auf all die Dinge konzentrieren, die durch zwanghaftes Job-Behalten oder Job-Finden vernachlässigt werden. Denn die frei werdende Zeit muss man, langfristig betrachtet, nicht damit verschwenden, Jobs nachzurennen, die es eigentlich gar nicht gibt oder nicht mehr geben wird. Als Beispiele seien hier genannt, Grundeinkommen, vor allem das Miteinander der Menschen und eine nachhaltigere Lebensweise. Wenn ich nur bedenke, was autonome Fahrzeuge in Kombination mit der Verfügbarkeit des Internets nach sich ziehen könnten. Keine Ballung mehr der Menschen in großen Städten, wir könnten da leben wo wir es für richtig halten und uns wohlfühlen und trotzdem kann jeder etwas zur Gemeinschaft beitragen. Das hier weiter auszuführen, dafür ist hier kein Platz. Zumal auch hier die Menschen fehlen, die Bestehendes in Frage stellen und differenziert auf die zukünftigen Entwicklungen schauen. Meiner Meinung nach wird dies entweder ignoriert oder aus Angst vor Macht- und Kontrollverlust werden neue Ansätze gar verhindert und verlangsamt.

Miteinander: Es ist ja nicht so, dass unsere allgemeinen Verhaltensregeln kein tolerantes und vernünftiges Miteinander hergeben, sofern man sie für sinnvoll erachtet. Ich meine ganz grundlegende Dinge, wie z.B. Freundlichkeit, Ehrlichkeit und ein fairer Umgang miteinander. Und diesen Punkt können wir nur gemeinsam und selbst erhalten. Geld und Gier, Angst vor Jobverlust und Ansichten wie „haste nix, biste nix“ sind da aber keine geeignete Grundlage. Muss ich jetzt noch fragen wo hier die Ursache zu suchen ist?

Direkte Demokratie: Ausgerechnet Thüringen zeigt wie es nicht geht! Unsere aktuelle Landesregierung drückt ja gerade eine Gebietsreform durch, egal was die Bürger davon halten. Und was macht man, wenn es Menschen schaffen über 40.000 Stimmen gegen die Gebietsreform zu sammeln? Richtig, man reicht eine Normenkontrollklage gegen das Volksbegehren ein und stoppt den Gegner damit solange, bis die Gebietsreform durch ist. Also da muss man sich schon fragen, ob die Meinung der Menschen wirklich zählt oder nicht?

Die Folgen

Was ist Menschen wirklich wichtig? Ich meine, so ganz grundlegend gesehen, was ist der Kern? Ich denke, im Grunde möchten die meisten doch nur gut miteinander auskommen. Ihr Leben nach eigenen Wünschen gestalten und sich etwas für die eigene Zukunft aufbauen. Viele möchten sich weiterbilden und an der Gesellschaft teilhaben. Manch einer will vielleicht auch einfach nur einer sinnvollen Aufgabe nachgehen und damit seinen Lebensunterhalt bestreiten. Zwischengedanke: Will eigentlich wirklich jemand in einer dreckigen Großstadt leben, wenn er das nicht müsste? Zurück – Kurz gesagt, ein entspanntes Leben führen. Doch ist das überhaupt noch möglich?

Wenn man mit Arbeit, Informationsbombardierung und Bürokratie am Ende des Tages fertig ist, sofern man damit überhaupt fertig ist, was bleibt dann noch? Richtig, der Weg führt ins Bett und am nächsten Tag der gleiche Scheiß von vorne. Ergebnis der Ausgleich fehlt. Das Gefühl, etwas erreicht zu haben für sich, kommt gar nicht erst auf. Der nächste Tag bietet wieder das gleiche und das nur um im System einigermaßen mithalten zu können und am Ende eigentlich doch nicht. Gleiches gilt für das Empfinden von Freiheit. Wer fühlt sich als Mensch da noch frei? Irgendwann kommt der Punkt, dass man denkt, die Welt sei ungerecht. Und immer mehr Menschen wird auch bewusst, dass sie durch das bestehende System auch ist. Anmerken möchte ich, dass sie das in einem Ego, Job und Geld fixierten System auch nie sein wird, meiner Meinung nach. Diesen Kreislauf macht der Mensch nur eine bestimmte Zeit mit. Manche Menschen resignieren und bleiben am Ende im Hamsterrädchen einfach hängen. Immer mehr Menschen dagegen haben die Schnauze gestrichen voll und wollen etwas geändert haben, wissen für sich alleine aber eigentlich nicht wie.

Da sind Gruppierungen, auch einzelne Personen, die Lösungen versprechen, ein „klares“ Feindbild aufbauen und von mehr Gerechtigkeit sprechen, natürlich willkommen.

Pegida sieht den Feind in den Zuwanderern und vielen Kriminellen, die dadurch zu uns kommen. Differenziert betrachtet muss man sagen, es kommen viele Menschen mit guten Absichten und auch viele mit schlechten, die sich nicht integrieren wollen. Für letztere sollten allerdings auch unsere Gesetze stehen und durchgesetzt werden. Man könnte auch klar sagen, wer nicht rein will, der kann auch wieder gehen! Kurzer Gedanke zu PEGIDA: Seit mehreren Jahren wird bei Pegida nur geredet (oft immer wieder das selbe, andere Ursachen und Probleme gibt es nicht) und angekündigt. Aktive Projekte mit den Bürgern habe ich bisher daraus aber nicht hervorgehen sehen. Spenden werden aber wohl gesammelt. Für was? Hier gilt es meiner Meinung nach, besonders kritisch die Köpfe von PEGIDA zu hinterfragen.

Die AfD sieht es ähnlich wie PEGIDA, bietet aber doch ein breiteres Themenspektrum, wie z.B. die Wiedereinführung der Wehrpflicht und ist im Grunde sehr konservativ aufgestellt. Für die Antifa scheint jeder, der nicht offen für alles und jeden ist, ein „Nazi“ zu sein. Das „Königreich Deutschland“ von Peter Fitzek und ähnliche Gruppierungen spielen da schon in einer anderen Liga, sie erkennen das System gar nicht erst an und probieren es mit einem komplett eigenen.

Nun zu den Folgen: Des Einen Erfolg ist des Anderen Verlust. In diesem Fall haben CDU, SPD und Co. Mit starken Verlusten zu kämpfen. Logisch ist, je mehr am „Markt“ um die Aufmerksamkeit kämpfen, desto mehr wird es sich aufteilen. Meinungsvielfalt ist ja per se nichts schlechtes, solange es nicht das Ziel ist, jeden gegen jeden aufzuwiegeln oder der Sinn dahinter ist, jemandem zu schaden. Kurz gesagt, für jeden ist etwas dabei, allerdings nichts, was einer genauen Betrachtung wirklich standhält. Einen Haken haben sie meiner Meinung nach alle. Weil, oft geht es am Ende auch nur um Macht (unter anderem durch Stimmen auf dem Wahlzettel) und Geld, das sollte man nie vergessen.

Die Gründe sind recht einfach, wer das beste verspricht, der bekommt die Zustimmung. Allerdings sind viele Menschen so in ihrem Hamsterrad gefangen, dass sie von vielem nur die oberflächlichen Aussagen wahrnehmen ohne es genau zu hinterfragen. „Klingt gut, nehme ich!“ Was man verstehen kann, Arbeit, Dauerinfohäppchen, eigenes Ansehen und vor allem Bürokratie sind keine leichten Herausforderungen.

Stichwort – Wahlprogramm mal lesen und mit den eigenen Ansichten und Erfahrungen auch wirklich abgleichen. Und vor allem, bei Zustimmung die Versprechen auch nach den Wahlen einfordern.

Bisher ist mir jedenfalls keine Gruppe untergekommen, die die von mir angesprochenen Dinge angehen will. Zumindest so, dass sie auch halten, was sie versprechen, auf der Realität beruhen und auch praktisch etwas ändern würden, lasse mich da aber gerne eines besseren belehren.

Was uns die verschiedenen Gruppen zeigen ist, wie unterschiedlich die Meinungen sind. Es zeigt uns auch, dass es viele Überschneidungen gibt und man im Grunde sich in der Mitte treffen könnte. Wenn man natürlich Erbsen zählt und wegen eines Satzes oder Ausspruchs alles gleich in eine extreme Ecke stellt, kann es nichts werden.

Mit solchen Aktionen wie in Thüringen (Klage gegen ein Volksbegehren) erzeugt man weiteren Unmut bei der Bevölkerung. Auch hier, wer mehr Volksbeteiligung verspricht, bekommt die Stimme. Vor allem dann, wenn man vorher noch vermittelt hat, für mehr direkte Demokratie zu sein. Zumal klar sagen muss, man sollte öfter das Volk fragen und auch mal recherchieren, was die Menschen wirklich bewegt, und dann danach auch mal Lösungen entwickeln.

Apropo, was die Menschen bewegt und was sie wollen. Ich habe den Eindruck, ausgehend davon was ich bisher gesehen habe, die Menschen, die zu Veranstaltungen gehen wie Pegida. Sich Ideen wie „Königreich Deutschland“ anschließen oder auch zu anderen „Alternativen“ gehen, sind im Grunde ganz solide eingestellte Menschen. Man könnte sagen, die Mitte halt. Menschen, die, ehrlich gesagt, nicht weiter wissen und die Schnauze gestrichen voll haben. Die sehen, dass sich in diesem Land nichts ändert, außer die Temperatur der heißen Luft, die abgesondert wird. Gemeint sind nicht die Personen am Rednerpult, sondern die, die davor stehen und zuhören oder sich einer Gruppe anschließen. Vor diesen sollte man eigentlich Respekt haben und ganz ehrlich versuchen herauszufinden, was diese bewegt. Respekt deswegen, weil diese Menschen z.B. auf die Straße gehen und damit ausdrücken wollen: Es reicht! Das funktioniert so nicht weiter! Was ist statt dessen passiert? Es sind Nazis! Spinner! Versager! Idioten! Würde man hier, so glaube ich, mal tiefer schauen, würde man vielleicht herausfinden, dass es gar nicht um Ausländerfeindlichkeit geht, sondern um ganz andere Dinge, die in diesem Lande nicht funktionieren. Denn die Regierung kann zwar nicht alles lösen, ist aber dafür verantwortlich gerechte und bestmögliche Bedingungen für die Menschen im eigenen Land zu ermöglichen. Tut sie das?